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Einsatz einer Pinky Pump


In seltenen Fällen kann ein Schlüpfling auch mit allen Tricks nicht zum Fressen bewegt werden. Klappt es auch mit einer assistierten Fütterung nicht („Maus in den Mund legen“), bleibt als letzte Möglichkeit nur noch die Zwangsfütterung. Es ist eine Grundsatzfrage, ob man dies überhaupt tun oder besser der Natur ihren Lauf lassen soll. Dies hängt letztlich von den individuellen Umständen und der persönlichen Einstellung des Züchters ab, darauf soll hier nicht weiter eingegangen werden.

Eine Zwangsfütterung mittels „Stopfen“ ist bei fragilen Chondro-Neonaten recht heikel, stresst das Tier nicht unerheblich und eine adäquate Futtermenge lässt sich kaum verabreichen. Da drängt sich der Einsatz einer Pinky-Pump (auch Pinky-Press genannt) auf, die bei korrekter Anwendung und mit etwas Übung eine effiziente und stressarme Fütterung ermöglicht.

Ich hatte beim letzten Gelege erstmals einen Neonaten, der partout nicht fressen wollte. Er wog beim Schlupf nur 7.9g und häutete sich erstmals nach 66 Tagen (üblich sind 7-10 Tage). Der erste Fütterungsversuch am Tag 15 wie auch ein weiterer am Tag 19 wurden verweigert. Das Tier war ein "Runner", also fütterungstechnisch der ungünstigste Fall. Nach 7 weiteren erfolglosen assistierten Fütterungsversuchen und nachdem das Tier begann, Gewicht und Energie zu verlieren, entschied ich mich nach 7 Wochen zur Zwangsfütterung.

Es folgt eine detaillierte Anleitung, wie ich diese im konkreten Fall durchgeführt habe.
Nachahmungsversuche erfolgen auf eigenes Risiko, bei Auftreten von Problemen wird jegliche Haftung abgeleht.


Ich benutze das Modell der US-Firma Ideal Instruments, wie es. z.B. MS-Reptilien anbietet.

Am meisten Zeit nehmen die Vorbereitung und nachher die Reinigung in Anspruch, das Füttern selbst geht mit etwas Übung sehr rasch.

Beim Zusammenbau der Spritze dürfen die Dichtungen (je eine an beiden Enden des Glaszylinders) nicht vergessen werden, sonst kann es unappetitlich werden. Es liegt eine kleine runde Metallplatte mit 4 Löchern bei, die in die Spritze hinein gelegt werden kann. Sie soll als Zerkleinerungsvorrichtung dienen. Nach meiner Erfahrung geht es besser ohne, da die Löcher durch die Haut leicht blockiert werden. Ich benutze sie deshalb nicht.

Zuerst führe ich ein bis zwei (natürlich tote) Pinkies in die Spritze ein und verschraube diese.

Wenn man jetzt versucht, den Inhalt herauszudrücken, ist der Widerstand und entsprechend der Kraftaufwand sehr hoch. Dadurch kann es zu unkontrollierten, ruckartigen Bewegungen kommen, wodurch die Schlange verletzt werden könnte. Deshalb "püriere" ich die Futtertiere, indem ich diese in einem ersten Durchgang durch die Spritze hindurch in einen Kunststoffbecher hineindrücke.

In einem nächsten Schritt öffne ich die Spritze so, dass die Lage des Glaszylinders nicht verändert wird.

Anschliessend entferne ich die Kanüle mit der Dichtung. Meist steckt etwas Haut in der Oeffnung, welche herausgenommen werden muss.

Nachdem der Stempel zurückgezogen wurde, fülle ich die Spritze wieder mit den jetzt pürierten Mäuseteilen, diesmal von der anderen Seite. Auf diese Weise ist die grösstmögliche Sauberkeit gewährleistet.

Jetzt setze ich die Kanüle (mit der Dichtung) wieder auf und verschliesse die Spritze.

Zuletzt muss noch der Stempel nach vorne bewegt werden, bis alle Luft draussen ist. Jetzt sind wir bereit für die eigentliche Nahrungszufuhr.

Vor und nach der Fütterung wäge ich das Tier auf einer Goldwaage (auf 0.1g genau). Aufgrund der Differenz weiss ich dann genau, wieviel Futter wirklich aufgenommen wurde und kann die Entwicklung der Schlange gut dokumentieren. Ein Wägen des Pinkys ist zu ungenau, da beim Püriervorgang einiges verloren geht und auch bei der Futterapplikation etwas herauslaufen kann.

Ganz wichtig bei der Fütterung ist die richtige Positionierung der Schlange, um sie nicht zu verletzten. Den Kopf fixiere ich mit Daumen und Zeigefinger, den vorderen Teil des Körpers halte ich mit den Fingern 4 und 5 so, dass die Speiseröhre gut gestreckt wird.

In der richtigen Haltung lässt sich die Kanüle leicht und ohne Widerstand bis zum Anschlag einführen. Dann spritze ich den Mausbrei langsam in den Verdauungstrakt. Natürlich muss die Futtermenge der Grösse der Schlange angemessen sein. Ebenso langsam wird die Kanüle wieder entfernt und anschliessend die Nahrung vorsichtig in Richtung Magen massiert. Trotzdem lässt es sich nicht immer ganz vermeiden, dass eine kleine Menge aus dem Maul läuft.

Wurde alles richtig gemacht wirkt das Tier anschliessend kaum gestresst und sitzt mit einem vollen Bauch schnell wieder auf seinem Ast.

Nach der zweiten Zwangsfütterung kam es im Alter von 66 Tagen endlich zur ersten und perfekten Häutung. Nach 33 Wochen Zwangsfütterung gelang schliesslich eine Umstellung auf assistierte Fütterung für weitere 12 Wochen. Dann wurde einmalig ein Pinky spontan geschnappt und verschlungen. Nach weiteren assistieren Fütterungen und insgesamt langen 78 Wochen, also im Alter von über 1.5 Jahren, begann der Kleine dauerhaft selbständig zu fressen und gedeiht inzwischen prächtig. Der ganze Aufwand hat sich also letztendlich doch gelohnt.